Der Rennbericht von Malte Schlömer: Zuerst einmal ein großes Dankeschön an alle, die mich auf dem Weg zum Ironman Thun unterstützt und mitgefiebert haben. Was sich nach einem richtig gelungenem Wettkampf anhört, fühlte sich jedoch sehr lange nicht so an:
Das Schwimmen lief super im wunderschönen, glasklaren Thuner See, wobei es nur 3,0km statt 3,8km waren. Dennoch lief es auf der Schwimmstrecke sehr gut mit einem Schnitt von 1:26/100m und einer Gesamtzeit von 43:54 Minuten (AK Platz 17).
Auf dem Rad flogen mir leider ab KM40 alle Gels und ISO-Getränke wieder raus beim Radeln, obwohl ich diese seit über einem halben Jahr im Training ebenfalls verwende, was bei mir schon noch Fragen aufwirft, warum diese an diesem Tag nicht gepasst haben. Wie in Roth 2019 bei meiner letzten Langdistanz war es somit wieder die Verdauung, die mich diesmal nicht erst auf der Laufstrecke, sondern bereits nach rund 2 Stunden im Wettkampf vor Probleme stellte. Einzig Wasser blieb im Körper während der Radfahrt und so schwanden ab KM70 die Kräfte auf dem Rad. Völlig platt dachte ich nach 92 Kilometern ernsthaft daran, aufzuhören, denn „wie soll man die insgesamt 2.200hm ohne ausreichende Energiezufuhr schaffen, um danach noch einen Marathon zu laufen“. Aufgeben ist aber (eigentlich) nie eine Option auf einer Langdistanz und so ging es in die zweite Radrunde. Glücklicherweise hatte ich zur Abwechslung noch drei Honig-Gels in meiner Rückentasche verstaut, die vom Körper angenommen wurden und somit erst wieder die letzten 35 Radkilometer mit ihren langen Anstiegen zu einer kleinen Zerreißprobe wurden. Mit einer Gesamtzeit von 5:23:09h (AK-Platz 20), was einem Schnitt von 33,4 km/h entspricht, erreichte ich nach 180km und 2.200hm die Wechselzone.
Zum Start des Marathons wusste ich, dass ich mit 5:00 min/km nach ca. 9:46 h im Ziel bin, was sich für mich erst einmal machbar anhörte. Und auch die Verpflegung an der Laufstrecke habe ich endlich wieder vertragen, sodass ich neue Energie tanken konnte. Alle rund zwei Kilometer wurde jede Verpflegungsstation bei den heißen Temperaturen Thuns von rund 28 Grad zur Kühlung und Energiezufuhr genutzt. Auf der zweiten von drei Laufrunden kam dann aber trotzdem der berüchtigte „Hammer“. Die komplette zweite Laufrunde war ich extrem enttäuscht von mir selbst, dass es wohl doch erneut eine Gesamtzeit über 10h wird. Angefeuert von meinem Supporterteam an der Strecke, wurde mir bewusst, dass ich auf den letzten 12 km noch 65 min. Zeit habe, um mein selbst gestecktes Minimalziel von Sub10 zu schaffen. Da meine Beine auch nicht mehr schneller konnten, machte ich an der Verpflegungsstelle dann noch einmal meine Beine nass und startete den 60 min langen „Endspurt“. Nach 9:57:22 h stoppte endlich die Uhr. Sub 10 geknackt, Ziel erreicht. Die Marathon Gesamtzeit lag bei 3:41:64 h (5:17 Min/km, AK-Platz 18). Dass ich mit dieser Marathonzeit trotzdem die 18. schnellste Zeit im Feld meiner AK gelaufen bin, zeigt deutlich, wie die Höhenmeter der Radstrecke und die Hitze auch den anderen Teilnehmern zu schaffen machten. In der Gesamtwertung landete ich mit meiner Zielzeit auf Platz 17 von 83 Männern der AK25-29, Platz 133 von 827 Männern und 143 von 959 Starter:innen.
Persönlich war mein Rennverlauf diesmal leider lange Zeit von Tiefs geplagt und trotzdem kann ich mich mit dem Happy End Sub10 anfreunden, obwohl sicherlich noch viel mehr drin gewesen wäre. Aktuell bin ich mir noch nicht sicher, wie ich das Rennen einordnen soll, da so viel mehr in mir steckt und auch dieses Rennen für mich weit entfernt war vom perfekten Rennen. Natürlich bin ich stolz, dass man die Distanz in unter 10h erreicht hat, aber wenn man so lange auf den einen perfekten Tag hinarbeitet, erträumt man sich im Vorfeld ein Ergebnis, dass nochmal 15-30 Minuten schneller gewesen wäre. Es ist auf jeden Fall immer wieder faszinierend, wie viel Power in einem Körper steckt. Und ich bin auch schon jetzt gespannt, welche Zeit ich beim nächsten Mal erreichen kann. Der Ironman Hamburg würde im nächsten Sommer auch wohl in meinen Terminkalender passen.
Vom Ambiente her ist der Ironman Thun mit Sicherheit einer der schönsten Ironman weltweit, der sich bei seiner Erstausgabe ohne einzige Wolke am Himmel und knackigen 28 Grad von seiner schönsten Seite präsentierte: ein glasklarer See umgeben von den Bergen und der aufgehenden Sonne, die Alpenpanoramen, durch die man auf der gesamten Radstrecke unterwegs war, sowie eine wunderschöne Laufstrecke in Thun.
Ergebnislisten: https://www.ironman.com/im-switzerland-results